Warum bin ich so traurig?
Woher kommt die ständige Angst?
Depressionen, bzw. deren Anfänge haben viele Gesichter. Die Erscheinungsformen reichen von einer tiefen, unbestimmbaren Traurigkeit, Hilflosigkeit, Handlungsunfähigkeit, Entscheidungsunfähigkeit, Lähmungserscheinungen, Prüfungsangst, Panikattacken, bis hin zur völligen Selbstaufgabe und Isolierung.
Tief vergraben liegt dahinter die Angst vor dem Alleinsein.
Eine jener Ängste, die besonders belastend und tiefgreifend ist und – unbehandelt und mit entsprechender familiärer Vorbelastung – in die Depression führen kann.
Die Angst vor dem Alleinsein
Nun ist zwar niemand gern allein, es gibt jedoch einen Unterschied zwischen dem Alleinsein (ab und an gerne Zeit mit sich allein verbringen zu können) und dem Einsamsein (das Gefühl, ungewollt zu sein und sich dafür zu schämen). Depressive Menschen fühlen sich oft einsam und traurig, obwohl sie in Partnerschaften leben, ein fürsorgliches Umfeld haben und auch im Job in ein kollegiales Umfeld eingebunden sind. Bei diesen Menschen sind die Ängste, zu versagen und nicht gut genug oder liebenswert zu sein, so tief verankert, dass sie bei den kleinsten vermeintlichen Anzeichen für Liebesentzug oder einer Rüge im Job sofort in Selbstzweifel verfallen. Sie fühlen sich zurückgewiesen und geraten in eine – der Situation nicht angemessene oder für die Betroffenen nicht erklärbare – Traurigkeit.
Wie können depressive Gedanken aussehen?
„Eine überwältigende und unerklärliche Traurigkeit lähmt mich. Ein Spaziergang, ein Plakat, ein Telefonat mit der Mutter, die Nachricht, dass die beste Freundin sich verlobt hat, machen mich traurig. Wie kann es sein, dass scheinbar alles in der Welt mich in ein tiefes Loch stürzt, aus dem ich einfach nicht mehr rauskomme?
Das schlechte Gewissen darüber, dass ich mich nicht mal mit meiner Freundin darüber freuen kann, dass sie nach jahrelangem Sehnen endlich ein Kind erwartet, oder dem lieben Kollegen endlich die lange ersehnte Beförderung nicht aufrichtig gönnen kann, quält mich. Was stimmt nicht mit mir?“
Grundsätzlich kann jede Person im Laufe ihres Lebens mit depressiven Symptomen konfrontiert werden – unabhängig von Alter, Geschlecht oder sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen. Ob sich dies aber zu einer klinischen Depression entwickelt, hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Wie wird eine Depression bestätigt?
Eine Depression wird üblicherweise, wie alle psychischen Erkrankungen, durch eine sorgfältige und professionelle klinisch-psychologische Diagnostik anhand von verschiedenen Testverfahren erkannt und gegebenenfalls durch entsprechende Therapie und – sollte die Ausprägung es erfordern – Antidepressiva behandelt.
Eine ausführliche Diagnostik wird in der Praxis jedoch nicht immer durchgeführt. Klinischen Psycholog:innen oder speziell ausgebildeten Psychotherapeut:innen ist es möglich, aufgrund von Erfahrung und anamnestischer Methoden zu erkennen, dass es nicht nur ein akutes Symptom gibt (z.B. Prüfungsangst, Panikattacke), wofür sich Klient:innen Erleichterung oder eine Lösung erhoffen, sondern das dahinter liegende Thema – (drohende) Depression – zu erkennen.
Der ICD-10 (International Classification of Diseases Version 10) ist die zehnte Ausgabe des international anerkannten Klassifikationssystems sämtlicher Krankheiten, welche von der WHO gesammelt, definiert und codiert werden. So wird sichergestellt, dass bei einer Diagnose verschiedener Fachkräfte immer dieselben Kriterien gültig sind. Die verschiedenen Varianten von Depressionen fallen beispielsweise unter die Codierung F30 – F39 und zählen zu den affektiven Störungen.
Die folgenden Merkmale einer Depression sind nur beispielhaft angeführt und variieren je nach Ausprägung. Eine Depression kann keinesfalls ohne eine professionelle Abklärung durch Klinische Psycholog:innen selbst festgestellt werden.
Der ICD-10 klassifiziert die Arten von Depressionen nach Symptomatik, Schweregrad und Dauer/Verlauf. Die spezifischen Symptome unterscheiden sich geringfügig durch die Art der Depression. Die Hauptmerkmale depressiver Episoden können in psychische und körperliche Symptome unterteilt werden, sowie klare Auswirkungen auf das Sozialverhalten haben. Die häufigsten Symptome sind:
- starke, allgemeine, nicht erklärbare Traurigkeit
- Lustlosigkeit, Interessenverlust, Niedergeschlagenheit
- sozialer Rückzug und ständiges Grübeln (ruminieren)
- Verzweiflung, Hilflosigkeit
- Selbstaufgabe, Suizidgedanken
- Schuldgefühle, Selbstvorwürfe
- pessimistische Zukunftsgedanken
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schlaflosigkeit
- Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme
- Panikattacken (Angst, gleich Sterben zu müssen,
- Übelkeit/Erbrechen, zittern, schwitzen, Herzrasen,
- Atemnot, Schwindel 🡪 das alles oft, ohne einen konkreten Auslöser identifizieren zu können)
- organisch sind oft der Aufnahmetrakt (Mund, Rachen, Mandeln), die Speiseröhre und der Magen betroffen
- gestörter Appetit (Fett- oder Magersucht)
- Libidoverlust
“Unser Körper gibt Signale, wenn wir den Gefühlen (Bauchgefühl, Intuition) nicht zuhören.”
Bin ich depressiv?
Ob Sie depressiv sind oder nicht, kann nur in einem professionellen Setting geklärt werden. Viele Menschen erleben bei sich – oder bei anderen – gewisse Symptome, die von ihnen auf den ersten Blick nicht als Depression erkannt werden können. Jedenfalls machen diese klar, dass sich etwas nicht gut anfühlt.
Da manche der oben genannten Symptome auch auf andere Ursachen zurückzuführen sein können, ist ein Gespräch mit einem Klinischen Psychologen/einer Klinischen Psychologin oder einem Psychotherapeuten/einer Psychotherapeutin immer empfehlenswert und verschafft Klarheit.
Zögern Sie nicht, einen Termin zu vereinbaren. Je früher Themen, die einen beschäftigen, angegangen werden, desto eher kann es zu einer Besserung kommen.
Hier ein paar konkrete Beispiele aus „Grundformen der Angst” von Fritz Riemann:
- Das soziale Leben wird eingeschränkt/zurückgestellt.
- Hobbies werden nicht mehr ausgeführt
- Die wahrgenommene Müdigkeit ist oft zu viel, um überhaupt aus dem Bett zu kommen.
- Spannungen und Konflikten wird eher aus dem Weg gegangen
- Zu wenig “Ellenbogen”, friedfertig, wenig kämpferisch
- Großzügige Verzichtsbereitschaft
- Es kann kaum gefordert, sich nichts genommen werden
- Geringes Selbstwertgefühl
- Rivalen werden überschätzt
- Der klassische “Pechvogel”
- „Egal, wie sehr ich mich anstrenge – mir gelingt sowieso nichts.”, „Für mich gibt es kein Glück!”
- Enttäuschungen/Verluste werden durch Essen oder
- Trinken kompensiert (“Kummerspeck”)
- Lernschwierigkeiten, allgemeine
- Müdigkeit/Teilnahmslosigkeit
- Man trennt sich schwer von Dingen und Menschen.
- Man ist angewiesen auf beschützt und gestützt werden.
- Man wird nicht gerne selbstständig/unabhängig.
- Neigung zu Phlegma und Bequemlichkeit
- Abwertung von Erstrebenswertem (Saure-Trauben-Politik)
- “Stille Wasser”; man stellt sein „Licht unter den Scheffel”
- Man ist dankbar für das, was man hat; wenn etwas glückt, wird es als Geschenk empfunden und nicht den eigenen Fähigkeiten zugeschrieben.
- Man weiß oft nicht, was man will („Welche Ausbildung passt zu mir?“, „Soll ich beruflich umsatteln?“, „Ich weiß nicht, was ich von der Speisekarte wählen soll. – Was nimmst denn du?”)
- Trotz belastender Arbeitssituation – Angst vor beruflicher Umorientierung
- Masochismus und Hörigkeit
- Aufopfernde Fixierung an Mutter / Eltern
“Gesunde” Menschen mit Neigung zur Depression
Depression, wie auch andere psychische Erkrankungen, sind keine “Ja”- oder “Nein”-Erkrankungen. Es gibt immer ein Spektrum und wir alle befinden uns irgendwo auf diesem Spektrum. Daher gibt es beispielsweise in Fachkreisen die Unterscheidung von pathologisch und nicht pathologisch. Eine Person kann eine Neigung zu Depressionen zeigen, ohne dass diese klinisch relevant ist.
Gesunde Menschen mit einer Neigung zur Depression sind sehr liebesfähig. Sie zeichnet eine aufrichtige Hingabe und Opferbereitschaft und die Fähigkeit, Schweres mit dem Partner durchzustehen, aus. Diese Menschen können Geborgenheit und bedingungslose Zuwendung geben. Sie haben ein tiefes Fremdverständnis, können sich gut in Andere hineinversetzen, sind fürsorglich und hilfsbereit, können verzeihen und geduldig warten. Ihr Motto: “Humor ist, wenn man trotzdem lacht”.
Oft werden eigene Bedürfnisse übersehen oder bewusst hintenangestellt. Es empfiehlt sich, bei ersten Anzeichen von Überforderung das professionelle Gespräch mit einem Psychologen/einer Psychologin zu suchen, um große psychische Belastungen abzufangen.
Grundsätzlich gelten bei Kindern und Jugendlichen dieselben ICD-10 Kriterien, wie für Erwachsene. Es wird aber darauf hingewiesen, dass es spezifische Anzeichen bei Kindern und Jugendlichen geben kann, wie z.B. starke Reizbarkeit, dysphorische Stimmung (anhaltende schlechte Laune, die über die typische Teenager-Laune hinausgeht), körperliche Beschwerden, Trennungsängste, Rückzug, selbstverletzendes oder regressives Verhalten.
Manchmal geben Kindergartenpädagog:innen oder Leher:innen den Anstoß, dass bei Kindern “etwas nicht in Ordnung sei” und wünschen sich von Eltern eine professionelle Abklärung. Dies geschieht nicht in böser Absicht. Pädagog:innen sind darauf bedacht, Kinder individuell zu begreifen und das Zusammensein in der Gruppe bestmöglich für alle zu gestalten. Werden Auffälligkeiten, welcher Art auch immer, bei einem Kind bemerkt, möchten Pädagog:innen in multiprofessioneller Zusammenarbeit entsprechende Expert:innen – häufig klinische Psycholog:innen – hinzuziehen. Auch bei Kindern, die an Depressionen leiden, gilt dasselbe, wie für Erwachsene: je eher die Thematik angegangen wird, desto schneller kann eine Besserung eintreten und im besten Fall können belastende Auswirkungen auf das Erwachsenenleben vermieden werden.
Ist mein Kind depressiv?
Die Diagnose von Verhaltensauffälligkeiten oder einer (beginnenden) Depression bei Kindern und Jugendlichen, obliegt immer Klinischen Psycholog:innen.
Ganz allgemein kann gesagt werden, dass Kinder mit dem Verdacht auf depressive Ausprägungen überwiegend still, angepasst, anspruchslos und schüchtern sind. Der Kontakt zu mehreren Menschen gleichzeitig wird vermieden, große Gruppen überfordern sie.
Sollten Sie selbst Unterstützungsbedarf für Ihr Kind sehen, wenden Sie sich an eine:n Pädagog:in Ihres Vertrauens, oder kontaktieren Sie eine/n Klinische/n Psychologen/in.
Sie als Eltern(-teil) entscheiden selbst darüber, ob und wie Sie mit Ihrer Situation umgehen möchten. Ein Kontakt zu einem/er Psychologen/in kann Ihrem Kind schamfrei die Unterstützung geben, die es braucht. Sie entscheiden durch die Inanspruchnahme einer Kassenleistung – oder eben nicht – ob eine etwaige Diagnose/Behandlung in der Krankenakte Ihres Kindes erscheint. Ich berate Sie gerne.
Das Leben mit der Depression
Sofern es uns möglich ist, wählen wir für uns jenen Beruf aus, der unseren Fähigkeiten und Bedürfnissen entspricht. Der Einfluss unserer Bedürfnisse auf die Berufswahl ist uns meistens nicht bewusst. Für Menschen, die an der Erkrankung leiden, sind dies Berufe, die eher sozial sind, da Helfen Verbindung, Nähe und Sicherheit schafft. Allgemein sind dies:
- helfende Tätigkeiten und karitative Berufe, also soziale, fürsorgliche, therapeutische und gemeinnützige Tätigkeiten, wie z.B.
- Ärzt:innen, Geistliche, Pädagog:innen, Physiotherapeut:innen, Gärtner:innen, Förster:innen, Gastwirt:innen, Berufe in der Lebensmittelbranche und gleichsam pflegende Tätigkeiten
Die Berufswahl wird als Berufung gesehen und nicht wegen Prestige und Reichtum gewählt.
Wenn Sie im Job das Gefühl haben, nicht gut genug zu sein oder zu versagen, dann führt das schnell zu Überforderung und einem zunächst undefinierbaren Unwohlsein – sie gehen nicht mehr gerne zur Arbeit.
Wer mit der ständigen Angst lebt, etwas nicht gut genug zu können – und daran knüpft: “Dann werde ich nicht gemocht, verstanden, akzeptiert, ignoriert, verlacht, gekündigt” – fühlt sich bald überfordert, da man nicht weiß, was man tun kann, um zu gefallen/passen. Bei der kleinsten Kritik fühlen sich solche Menschen minderwertig, leisten jedoch schon weit über ihre Ressourcen und haben dennoch das Gefühl, dass sie in der Arbeit mehr geben und noch besser werden müssen. Das alles nur, um zu entsprechen, nicht zu verlieren, nicht verlassen zu werden.
Nach einer langen Zeit der Überforderung und dem Überschreiten der eigenen Grenzen (körperlich wie psychisch), verspricht oft ein Jobwechsel die vermeintliche Erlösung.
Nach einer beruflichen Umorientierung stellen sich sehr bald wieder die bekannten Probleme und Symptome ein. Außerdem dauert auch ein beruflicher Wechsel und wird von Personen mit Depressionen oft lange Zeit und quälend vor sich hergeschoben. Zeitgleich liefert er den Beigeschmack, wieder versagt zu haben, was wiederum das depressive Gehirn in der Annahme bestärkt, dass man ja sowieso nutzlos sei. Es ist nicht verwunderlich, dass sich dieses unbewusst erlernte Konzept der “Flucht” auch in der Arbeit und in privaten Beziehungen zeigt.
Welche Verhaltensweisen zeigen Personen mit Depressionen in Partnerschaften?
- kann nicht verstehen, dass Partner nicht das gleiche Nähebedürfnis hat
- delegieren an Partner, was man selbst tun könnte (Abhängigkeit erzeugen)
- finden schnell wieder Partner, da sich sich gut anpassen können, Hauptsache nicht allein sein
- Sexualität weniger wichtig als Liebe und Zuneigung
- Angst mit toxischen Beziehungen (Partner, Freunde, Familie) zu brechen
Viele depressiv veranlagte Menschen stecken sehr viel “aufopfernde” Energie in eine Partnerschaft, die von der (meist auch unbegründeten) Angst verlassen zu werden oder der Angst, innerhalb der Partnerschaft nicht mehr geliebt zu werden, begleitet wird.
Alleingänge des Partners (etwa Freizeit, die mit Freund:innen verbracht wird) werden als Bedrohung für die Beziehung wahrgenommen. Es wird versucht, die Person unter allen Umständen “bei sich zu halten”. Der/die (weniger ängstliche) Partner:in empfindet solch eine Beziehung oft als einengend und versucht, sich Freiraum zu schaffen, indem die Person regelmäßig “flüchtet”. Es kann auch sein, dass sie sich in diese Abhängigkeitsbeziehung begibt, indem sie die andere Person zum unmündigen Kind erklärt, ihr nichts zutraut und sich so selbst unentbehrlich macht, da die Person selbst die gleiche depressive Veranlagung hat.
In Beziehungen suchen sich meist Gegenpole. Eine Person mit Tendenzen zu Abhängigkeit neigt dazu, jemanden mit einer starken Sehnsucht nach Unabhängigkeit anzuziehen, da diese Person Verhaltensweisen aufweist, die sie selbst nicht ausleben kann oder sich nicht zu zeigen traut. Manchmal finden sich auch zwei Personen mit Depressionen in einer lange währenden Partnerschaft, die auf emotionaler Ebene über Jahre stagniert, da sie sich in ihrem gegenseitigen Abhängigkeitsbedürfnis bestärken. So wird eine Mutter-Kind-Beziehung im Erwachsenenalter mit der/dem eigenen Partner:in fortgeführt. Solche Beziehungen werden oft über Jahrzehnte “erfolgreich” geführt, ohne dass eine der Personen je sich selbst oder der anderen Person ein eigenes Leben außerhalb der Beziehung zugesteht.
Depressive Singles empfinden eine erfolglose Partnersuche oft als persönliches Scheitern. Sie können sich nicht vorstellen, auch alleine glücklich zu sein, gehen aber auch nicht offensiv auf Partnersuche (indem sie z.B. Vorwände erfinden, warum sie nicht raus gehen, um jemanden kennen zu lernen), sondern “wundern” sich, warum sie niemanden finden. Und dies, obwohl sie doch in höchster Opferbereitschaft alles für eine/n neue/n Partner:in tun würden und in deren Vergangenheit bereits bewiesen haben. Dahinter steckt oft die Depression, die ihnen vormacht, dass sie nicht liebenswürdig sind und andere Personen ohnehin besser ohne sie dran sind.
In Freundschaften neigen Personen mit Depressionen dazu anderen, über ein gesundes Verhältnis hinaus, aufwändige und unangenehme Gefallen zu erweisen, weil sie Angst haben, wenn sie es nicht tun würden, diesen Kontakt zu verlieren (Hausübungen machen, Abschreiben lassen, Besorgungen erledigen, Begleitung zu Veranstaltungen – nur um dann die/der weniger begehrliche Freund:in zu sein, ältere Familienmitglieder versorgen, obwohl es Anderen einfacher möglich wäre etc).
Sich selbst entdecken und für sich einzustehen erlaubt man sich nicht, da es verunsichert und verängstigt. Man müsste sich dazu schließlich abgrenzen und von seinem Umfeld entfernen.
Depressive Menschen und ihr Leid
Eine Depression gehört zu jenen psychischen Erkrankungen, für welche Betroffene – unter Umständen – lange keine Krankheitseinsicht haben. Das bedeutet, dass sowohl Menschen mit depressiven Merkmalen, als auch jene mit bereits einschlägiger Krankheitsgeschichte (Krankenhausaufenthalte, Therapien, Erfahrung mit Antidepressiva etc) ihr Verhalten nicht der Erkrankung zuschreiben können und somit folgende “Merkmale” auch nicht als Anzeichen einer depressiven Phase erkennen können.
Oft ist es auch dem engsten Umfeld (Angehörige, Freund:innen) selbst mit dem Wissen um die gesundheitliche Vorgeschichte nicht möglich, das “nervige”/”belastende” Verhalten als Teil der Erkrankung zu sehen, sondern es wird als eine veränderbare Eigenheit des/der Betroffenen gesehen. Diese sind beispielhaft:
- ständiges Jammern, Klagen, Lamentieren
- Gespräche sind gekennzeichnet von Negativem, schrecklichen Medieninhalten und Informationen über die jüngsten Todesanzeigen (vor allem bei älteren Menschen)
- aufopfernde, “aufdringliche Nächstenliebe”
- können Krankenhausaufenthalte genießen, weil sich dann auch mal jemand um sie kümmert – ODER: haben dabei Schuldgefühle, weil sie “schon wieder versagt haben”.
- ungewohnte Freiheit ängstigt, da geheime, verdrängte, als verboten erlebte Wünsche aufkommen (Sonntags-/Freizeitneurosen)
- im Alltag/bei der Arbeit gibt es keine Gelegenheit dazu, sich mit sich selbst zu befassen, da Pflichten beschäftigt halten und gleichzeitig davor schützen, man selbst zu sein. Dies würde wieder Distanz zum vertrauten Umfeld schaffen und isolieren.
Durch die Annahme, dass das eigene Verhalten eine bewusste Entscheidung ist, werden Erkrankte oft noch weiter in die Depression getrieben. Selbstverletzende Gedanken wie: “Ich bin für alle eine Bürde.“ “Niemand will mit mir Zeit verbringen.” etc entwickeln sich zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Wenn Sie also an einer Person in Ihrem Umfeld ähnliche Verhaltensweisen wahrnehmen, könnten diese ein Anzeichen einer depressiven Episode sein.
Wenn Sie nicht sicher sind, wie Sie mit der Situation umgehen sollen, berate ich Sie gerne.
Spiritualität ist individuell und bedeutet für jede/n etwas Anderes. Haben Menschen eine besonders ausgeprägte Neigung zu Spiritualität/zu Religion, liegen in vielen Fällen depressive Persönlichkeitsstrukturen zu Grunde. Die “Erlösungsidee”, die Erlösung vom Leiden und die Vergebung der Schuld zieht sie stark an. Der Glaube an sich (egal ob an einen Gott oder die energiegebende Wirkung von Steinen) bedeutet für sie Sicherheit und gibt ihnen Halt, ohne den sie verloren wären.
Die Sehnsucht nach mystischen Erlebnissen (Erscheinungen), und einer Einheit, welche sie einer Gemeinschaft angehören und nicht alleine sein lässt, ist für viele, – vor allem ältere Menschen, – ein essentieller Anker. Denn: “Gott und die Gemeinschaft werden sie nie verlassen”.
Bei erkrankten Menschen dreht sich Vieles auch um das Thema Essen. Auch in Träumen zeigt sich oft die Ess-Thematik. Ihre Enttäuschung über nicht gewagtes Zugreifen, sich nehmen, was andere ganz selbstverständlich können, sie selbst sich aber nicht trauen, zeigt sich im Traum z.B. durch einen gedeckten Tisch, an dem aber kein Platz für sie ist, oder schon alles aufgegessen ist. Insgesamt kann man Träume bei denen Nahrung, der Mund und etwas Oral aufnehmen wollen, als depressive Grundthematik deuten (Wolfersdorf, 2008).
Das geträumte oder in der Realität als Idealzustand erlebte Schlaraffenland ist als passive Bequemlichkeit zu verstehen. Auch Träume von Dieben und Verbrechern, die einen verfolgen und etwas wegnehmen wollen, sowie Überforderung (zu viel/alles für andere tragen/tun) werden oft von Personen, die an Depressionen leiden, geschildert.
Hier finden sich auch “heimliche” Esser und der berühmte “Kummerspeck”.
Insgesamt sind alle Arten von Süchten (Alkoholismus, Esssucht, Promiskuität (Geschlechtsverkehr mit häufig wechselnden Partnern etc) bei Personen, mit diesem Krankheitsbild, häufig vertreten.
Depression - Gene oder Erziehung?
Die meisten Eltern sind grundsätzlich bemüht, in ihren Kindern das angedeihen zu lassen, was sie selbst als gut und richtig empfinden. Die eigenen Erfahrungen, meist tief vergraben und nicht immer bewusst erinnerbar, führen jedoch in allen Gesellschaftsschichten und (religiösen) Kulturen manchmal zu Erziehungsstilen, die eine gesunde psychische Entwicklung von Kindern schwierig machen.
Aber was haben Erziehungsstil und Depression miteinander zu tun? Eine Studie des Universitäts Klinikums München konnte zeigen, dass Gene und Erziehung gemeinsam Einfluss darauf haben, ob eine Person eine Depression entwickelt oder nicht. Depressive Störungen, einschließlich bipolarer Störungen, sind häufige psychiatrische Erkrankungen, die im Kindes- oder Jugendalter beginnen und sowohl von genetischen als auch von Umweltfaktoren beeinflusst werden. Die Auswirkungen einzelner Gene sind begrenzt, die Umweltfaktoren (also die Erziehung, das Einkommen der Eltern, das Lebensumfeld) können bei der Entwicklung einer Depression jedoch eine Rolle spielen. Umweltfaktoren können hier eine beschützende oder verschlimmernde Rolle spielen. (Schulte-Körne & Allgaier, 2008)
Es ist mitunter eines der schlimmsten Gefühle, sich von Mutter oder Vater nicht geliebt zu fühlen. Was für Kinder unerträglich ist und oft mit Rückzug, Aggression oder Verleumdung bekämpft wird, ist für Jugendliche und Erwachsene nicht leichter. Es löst unerträgliche Gefühle in uns aus, wenn unsere Eltern, die uns ja “lieb haben müssen”, kein Interesse an uns zu haben scheinen.
Genau diese Umstände – beginnend in der frühesten Kindheit, weil zB die Mutter sehr früh schwanger wurde, oder der Vater viel (im Ausland) gearbeitet hat und nur selten da war – sind es oft, die ein Gefühl von ungewollt und ungeliebt sein, tief in uns drinnen auslösen und vergraben sind. Vergraben deshalb, weil wir Menschen unbewusst danach streben, dass es uns gut geht und daher alles tun, damit wir diese Trauer nicht empfinden. Daher entwickeln wir ganz automatisch Strategien, dieses Unwohlsein (Ungewolltsein) zu vermeiden.
Dies zeigt sich bei manchen Menschen im Erwachsenenalter z.B. durch eine allgemeine Angst zu Versagen, da sie unbewusst immer sich selbst die Schuld an allem geben, da sie instinktiv spüren nicht gewollt worden zu sein und dennoch dankbar für ihre Existenz sein zu müssen (Stiefmutter bemüht sich um besondere Aufmerksamkeit, oder Mutter engagiert sich für alle möglichen Arztbesuche zur Leidensmilderung des Kindes, oder Vater ermöglicht besondere Ausflüge bei den 2-wöchigen Besuchen) oder dass sie nicht genügend liebenswert sind. Eltern, die scheinbar kein Interesse an ihren Kindern zeigen können, haben oft selbst in ihrer Kindheit ein ablehnendes Elternhaus/Bezugsperson erlebt. Solche Familienmuster werden in einer Therapie sichtbar und helfen dabei, die eigenen Emotionen besser zu verstehen und damit umzugehen.
Konflikte aus der Kindheit belasten das aktuelle Leben. Daher stellt die Basis meiner Arbeit das Identifizieren dieser Konflikte und die Bewältigung deren Ursprungs dar. Ich arbeite daher nicht Symptomorientiert, sondern lösungsorientiert. Es muss immer der zugrunde liegende Konflikt erkannt werden (weitreichende Anamnese, Verstehen des Ursprungs, Annehmen von Gefühlen, Blick auf Ziel, Integration von Ressourcen und unveränderbaren Bestandteilen (Umwelt) und dem Erlernen von Selbstwert und Selbstwirksamkeit), um etwas tatsächlich aufarbeiten zu können.
Tut vielleicht kurz weh, fühlt sich dann aber sehr lange, sehr viel besser an.
Sie verdienen ein besseres Leben. Kontaktieren Sie mich für ein unverbindliches Erstgespräch!
"Depressive" Eltern
Gibt es zu viel Liebe?
In der zweiten Phase der frühesten Kindheit (3 – 12 Monate) wird vom Kind die Abhängigkeit zur Mutter erkannt. Daher suchen Kinder nach Nähe, um ihre Bedürfnisse versorgt zu wissen. Als Eltern mit depressiven Einschlägen besteht die Gefahr, Kinder aus einer gewissen Lebensängstlichkeit und Verlustangst, zu sehr an sich zu binden. Überbesorgt kann eine nötige Distanz nicht eingehalten werden (Helikopter Eltern). Kinder werden an falscher Stelle geschont, es wird ihnen nicht gerne etwas zugemutet, weil es vor der Welt beschützt werden soll und auch, weil Eltern ihre Liebe nicht verlieren wollen.
Kann die Selbstwerdung nicht mit Freude, sondern nur mit Angst und Schuldgefühlen erlebt werden, gibt es hierfür mögliche Gründe:
Erfahren Kinder in dieser Zeit (1. Lebensjahr) statt bedingungsloser Zuneigung, das Überschüttetwerden mit Aufmerksamkeit, auch wenn dabei die Grenzen des Kindes scheinbar nicht wahrgenommen werden, kann die tiefste Basis für ihr Selbstwertgefühl nicht gebildet werden.
Eltern, die pathologische Anzeichen von Depressionen zeigen, verwöhnen ihre Kinder in einem ungesunden Übermaß. Sie wünschen sich, das Kind würde immer ein Baby bleiben und dass sie als Elternteil gebraucht werden.
Werden Kinder bei jedem Laut (oft nur vitale Selbstbestätigung), genommen, berührt und mit Fürsorge überschüttet, hat es kaum eine Chance, Affekte zu äußern oder selbst Lösungen für Unbehagen zu finden. Wird Kindern alles abgenommen und vorgekaut, können sie später im Erwachsenenleben nicht formulieren, was sie gerne hätten. Sie konnten es schließlich nie herausfinden. “Lass nur, ich mach dir das. Das ist noch zu schwer für dich. Das kannst du noch nicht. Willst du nicht lieber damit spielen?”
Unbewusst und automatisch reagieren Eltern* mit depressiven Einschlägen auf gesunde und unvermeidliche Affekte des Kindes (Wut, Trauer etc) durch Kränkung und mit Tränen, so werden Schuldgefühle im Kind ausgelöst. Da also keine Eigenimpulse “erlaubt” sind, kann dies sogar soweit gehen, dass es gar keine Wünsche mehr hat/sie nicht kennt, daher resigniert und erwartet nun auch im Erwachsenendasein, dass seine Wünsche erraten und erfüllt werden. Daraus entstehen Bequemlichkeitshaltungen in Kindern und sie bleiben darauf angewiesen, dass die Welt weiterhin so verwöhnend ist. Da dies nicht der Realität entspricht, wird dies als Versagen und eigene Schwäche erlebt – „Ich bin nicht gut genug. Ich kann nichts”.
*Hier sind Mütter häufiger betroffen als Väter. Dies liegt daran, dass Frauen häufiger den Großteil der Care-Arbeit (also das unbezahlte „sich kümmern“) übernehmen und damit mehr Stress und anderen potenziellen Risikofaktoren ausgesetzt sind.
Allerdings erkranken Frauen und Männer gleich oft an Depressionen. Es gibt aber einen statistischen blinden Fleck. Männer suchen sich aufgrund von Genderstereotypen („Männer weinen nicht; Männer haben keine Gefühle, Männer müssen immer stark und unabhängig sein“) seltener Hilfe und scheinen dadurch seltener in Statistiken auf. Und wenn Männer doch nach Hilfe suchen, kommt es durchaus vor, dass die Depression sich anderes zeigt als bei Frauen und damit potenziell gar nicht erst diagnostiziert wird (Öffentliches Gesundheitsportal Österreich, 202 C.E.; Martin et al., 2013).
“Wenn meine Mutter das Füllhorn der Liebe über mir ausschüttet, bekomme ich blaue Flecken davon.” (Riemann, 2022)
Ein mangelndes Selbstwertgefühl entsteht auch durch erlebte Ablehnung, wenn Kinder nicht gewollt oder anstrengend sind.
Es gibt Lebensumstände, welche es Müttern erschweren, ihre Kinder von Anfang an bedingungslos zu lieben und es ihren Bedürfnissen entsprechend zu versorgen. Nur beispielhaft sollen hier eine alleinerziehende, berufstätige Mutter, Schwangerschaft als Resultat einer Vergewaltigung,Teenie Schwangerschaften, unglückliche Paarbeziehung und Depression der Mutter genannt werden.
Trotz aller erschwerender Vorgeschichten, wollen Mütter “gute” Mütter sein. So entstehen Schuldgefühle, weil sie es nicht sein können. Aus „Wiedergutmachungs-Bestreben“ und schlechtem Gewissen werden Kinder oft unangemessen verwöhnt. Kinder spüren diese Bemühungen und auch die eigentliche Ablehnung und müssen nun ihrerseits dankbar sein, für etwas, was ihnen nicht gern gegeben wird. In diesem besonders tragischen Fall empfinden Kinder oft schon das eigene Dasein als Schuld – sie spüren, dass sie der Mutter eine Last sind.
Sogenannte “Programm-Mütter” füttern ihre Kinder nach festen Zeiten und haben wenig Einfühlungsvermögen in die Bedürfnisse ihrer Kinder.
“Das Kind schreit seit mehreren Stunden, aber es ist noch nicht Zeit, es zu Füttern.”
Auch solche Mütter geben aufopfernd ihr Bestes. Das, was sie unbewusst in ihrer eigenen Kindheit als “Erziehung” erlebt haben und “verbessert” an ihre eigenen Kinder weitergeben.
Es überfordert Kinder in jeder Hinsicht, wenn ihnen zu früh eine Anpassung an Lebensbedingungen zugemutet werden (nach dem Füttern sofort in Bett zurück legen, schnell Fütterungsprozess abschließen durch Aufschneiden der Löcher im Fläschchen-Sauger, da die Mutter keine Zeit hat). Es lernt, dass es vom Leben nicht mehr zu erwarten hat und glaubt als Erwachsener nicht an die Zukunft und nicht an sich selbst.
Ungeliebt und ungewollt lernen Kinder sich klein zu machen und unauffällig zu verhalten, niemanden reizen, um die Mütter/ihr Umfeld, nicht noch mehr zu überfordern und zumindest das “Notwendigste” zu erhalten. Dies äußert sich oft in unüblich angepassten, braven Kindern, die scheinbar nie auflehnendes und gesund aggressives Verhalten zeigen, wie es Kinder derselben Altersgruppe üblicherweise tun.
Derartige Verhaltensweisen der Eltern / Mutter können eine Depression bei Kindern begünstigen, die sie auch in ihrem Erwachsenenleben belasten können.
Kinder in unglücklichen Ehen lernen sehr früh, sich und ihre Bedürfnisse zurückzustellen und Eltern verstehen zu “müssen”. Und das, bevor es überhaupt sein eigenes Wesen und Dasein entdecken und entfalten konnte.
Manchmal versuchen Kinder, die zwischen “mit Trennung drohenden Eltern” hin- und hergerissen werden, beschwichtigend zu vermitteln. So übernehmen sie Verantwortung für den Fortbestand der Beziehung der Eltern und dürfen keine eigenen Bedürfnisse wagen – diese wären eine zu große/weitere Belastung – es entstehen Schuldgefühle. Diese können zu Depressionen führen. Einzelkinder sind eher betroffen, wobei sich bei mehreren Kindern meist eines “findet”, welche die Rolle des “Beziehungskitts”, bzw. des Verantwortlichen für die Trennung der Eltern nimmt.
Mehr zum Thema Scheidungskinder finden Sie hier: Trennung mit Kindern
Alles, was Sie verändern, verändert Ihr Umfeld automatisch mit.
Sind Depressionen “heilbar”?
Ja. Weltweite Studien von Hirnforschern, Psychologen etc haben ergeben, dass Depressionen, oder zumindest deren Symptome, “heilbar” sind. Je nach Ausprägung (Schweregrad), Dauer und Kombination mit anderen Erkrankungen (Komorbidität) ist es möglich, die belastenden Symptome zu lindern, um so ein zufriedenes Leben führen zu können.
Ist eine Selbsttherapie hilfreich?
Nein. Eine Selbsttherapie wird im besten Fall zu einer kurzfristigen Verbesserung der Symptome führen. Dabei wird aber die tiefer liegende Erkrankung nur verzögert und möglicherweise verschlechtert. Selbstmedikation durch Ein-und Durchschlafhilfen und nicht rezeptpflichtige Medikamente zur Antriebssteigerung lindern manchmal Symptome, führen aber keinesfalls zur ersehnten Erleichterung und generellen Zufriedenheit. Studien zu pflanzlichen Arzneien zeigen, dass Inhaltsstoffe wie die Passionsblume im besten Fall nur eine Ergänzung zur psychologischen Behandlung sein. (Janda et al., 2020)
Eine depressive Veranlagung ist unverschuldet. Die folgenden Möglichkeiten zur Behandlung von Depressionen sind wissenschaftlich fundiert und konnten sich Jahrzehnte lang in der Praxis beweisen.
Warum sollte ich mir professionelle Hilfe holen?
Damit eine Depression überwunden werden kann, müssen deren multifaktorielle (verschiedene, begünstigende und zusammenhängende) Faktoren erkannt und verstanden werden. Nur so ist es nachhaltig und langfristig möglich, einer neuen Krise mit Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Ressourcen zu begegnen, um bei einer neuerlichen Krise nicht automatisch in alte, schädigende Muster zu verfallen.
Herauszufinden, wer man selbst sein möchte, ist spannend und beängstigend zugleich. Es eröffnet die Möglichkeit, sein Leben selbstbestimmt zu gestalten. Man trifft, bei vollem Bewusstsein der eigenen Wünsche und Grenzen, Entscheidungen, die zu einem selbst passen. Entscheidungen, die nicht von den Wünschen, Sorgen und Ängsten ANDERER abhängig sind. Man kann sich SICHER sein, dass die eigenen Entscheidungen richtig sind, weil sie sich gut anfühlen.
Dieses Gefühl von “richtig und gut” ist es, das Sie in der gemeinsamen Zeit/der Therapie entdecken, erleben und in Ihr Leben integrieren lernen können.
Depressionen sind in den unterschiedlichsten Stadien sehr gut behandelbar und oft schon, – bevor es zu einer “lähmenden” Depression kommt, in der man sich völlig handlungsunfähig und alles um einen herum als hoffnungslos empfindet, – abwendbar.
Sind Sie bereits an einem Punkt angelangt, an dem Sie nicht mehr können/wollen, oder nicht mehr wissen, was zu tun ist?
Depression – Warum Freunde bisher nicht helfen konnten
Viele Menschen versuchen in Gesprächen mit Freund:innen, Kolleg:innen und Familienmitgliedern herauszufinden “warum jemand etwas getan hat”, “warum der Partner/die Mutter so ist wie er/sie ist” oder “warum man selbst immer etwas Bestimmtes tut, oder so unglücklich ist”. Da wir nie ganz verstehen können, was einen Menschen dazu bewegt auf eine bestimmte Art und Weise zu reagieren, ist die Frage “warum” jemand Anderes oder man selbst ist, wie er ist, nie zufriedenstellend und aufklärend zu beantworten, egal wie gut man ihn kennt.
Die Person, welche den Leidensdruck empfindet und sich nach einer Lösung sehnt, kann “Fragen” nur an sich selbst richten und nur “über sich selbst” formulieren. Dies ist jedoch alleine nicht möglich, da wir mit unseren immer gleichen Fragen in einer Spirale kreisen, die immer zum gleichen unbefriedigenden Ergebnis führen.
Auch Hilfestellungen aus dem eigenen sozialen Umfeld bringen oft nicht die gewünschte Erleichterung, da diese – auch mit lieb gemeinten – Ratschlägen und Tipps gespickt sind, ohne die tiefen zugrundeliegenden Konflikte der Betroffenen zu kennen. – Man kennt sie schließlich ja selbst nicht, oder nur im Ansatz.
Um sich selbst kreisen, nicht um andere!
Um sich selbst kreist man stets mit den eigenen, schon bekannten Gedanken und Fragen. Um aus der Gedankenspirale, die uns meist vor dem Einschlafen quält, auszusteigen, braucht es neue Fragen. Fragen von außen, mit einem ungetrübtem, wertfreien Blick und ohne Angst, dass die Antwort zu Einsamkeit führt.
Wie werden Depressionen behandelt?
Je nach Symptomatik und Ausprägung sind Medikation und Therapie (oft in Kombination) wissenschaftlich erprobt und die Mittel der Wahl.
Studien haben gezeigt, dass Depressionen am besten mit einer Therapie behandelbar sind.
Vor Allem bei ersten depressiven Episoden kann eine Psychotherapie eine Verschlimmerung der Symptome und so eine Verfestigung einer Depression verhindern. Diese Effekte fand man in unterschiedlichen Personengruppen, egal ob bei schwangeren Frauen, Personen mit generellen Gesundheitsproblemen oder gesunden Personen. (Cuijpers et al., 2019)
In manchen Fällen ist es jedoch notwendig, einen gewissen psychischen Zustand mittels Antidepressiva herzustellen, damit eine Therapie überhaupt möglich ist. In diesen Fällen, erweist sich eine Kombination aus Antidepressiva und Gesprächstherapie, eine sogenannte Kombinationstherapie, als die erfolgversprechendste. (Pampallona et al., 2004)
Es gibt – je nach Schweregrad – die Möglichkeit, Symptome mit Antidepressiva zu behandeln/lindern, um wieder handlungsfähig zu werden, Antrieb zu finden und um einen allgemein “zufriedeneren” Gemütszustand herbeizuführen.
Jede:r Allgemeinmediziner:in und Psychiater:in kann ein solches Medikament verschreiben und klärt darüber auf, dass dieses nur in Kombination mit einer Gesprächstherapie nachhaltigen Erfolg bringt. Schließlich werden durch Antidepressiva, – welche übrigens NICHT abhängig machen (Nestoriuc, 2022), nicht die eigentlichen Probleme gelöst, sondern nur deren Lösung (durch Therapie) erleichtert/ermöglicht. Nicht immer sind Antidepressiva nötig, daher ist zuerst immer eine genaue organische Abklärung der individuellen Beschwerden (zB Herz- und Lungenfunktion, Blutbild, Hormonstatus) und klinisch-psychologische Diagnostik (spezifische Ängste, Depressionen, Generalisierte Angststörung (GAS), Traumata etc) erforderlich.
Erst nach Ausschluss möglicher organischer Ursachen für eine Depression (sollten auch körperliche Beschwerden vorliegen, wie in den meisten Fällen), beginnt die Therapie. Sollte ihr erster Weg Sie zu einer Klinischen Psychologin führen, sollten Sie jedenfalls danach gefragt werden, ob eine solche Abklärung bereits stattgefunden hat.
Es gibt Medikamente, die auch ohne Rezept erhältlich sind und ua. eine angstlösende Wirkung versprechen. Wenn Sie darüber nachdenken sich zB. durch Einschlafhilfen Erleichterung zu verschaffen, sprechen Sie immer erst mit einer/einem Arzt/Ärztin darüber. Selbstversuche verschaffen zwar oft eine Linderung (kann wieder gut einschlafen; Symptom gelindert), das Problem wird dadurch aber nur verschoben, der Auslöser nicht erkannt und der Ursprung nicht behoben.
Daher leben alle professionellen Angehörigen von Gesundheitsberufen den Ansatz des “Ganzheitlichen Menschen”. Das bedeutet: organische Abklärung (Fachärzt:innen, klinisch-psychologische Diagnostik (Klinische Psycholog:innen) und Behandlung/Therapie (Klinische Psycholog:innen, Psychotherapeut:innen).
Psychologische Behandlung
Klinische Psycholog:innen und manche geeignete Psychotherapie Schulen (es gibt unterschiedliche Psychotherapie Richtungen, welche für unterschiedliche Problemstellungen mehr oder weniger geeignet sind siehe: FAQ/Psychotherapeut:innen) haben ein tiefenpsychologisches Verständnis für innerseelische Prozesse und deren Zusammenhänge.
Erst nachdem man sich durch professionelle und wissenschaftliche Methoden ein Bild machen konnte, “wo der Hund begraben liegt”, kann eine Therapie ”heilsam” sein. Zumindest, wenn man nachhaltig aufräumen will.
Nachhaltig heißt, dass Konflikte aus der Vergangenheit – die Auslöser für aktuelle Konflikte, Ängste und Sorgen – erkannt, benannt, innerlich begriffen und ein Umgang damit gefunden werden kann.
Andernfalls wird vielleicht zwar ein akutes Problem gelöst, aber bei der nächsten ausreichend großen Bodenschwelle ploppt die Symptomatik wieder auf – in gleicher oder ähnlicher Weise.
Wie bereits erwähnt, geht mit Depressionen auch eine Abhängigkeit einher. Eine Abhängigkeit, die Depressive suchen, um nicht allein zu sein. Dahinter steckt ganz tief vergraben die Angst vor der “Selbstwerdung”. Denn ein eigenes ICH zu entwickeln bedeutet automatisch, sich ein Stück von anderen zu entfernen. Gerade diese Distanz ist für den Depressiven/den Abhängigen unerträglich.
Genau darin liegt auch die Lösung, die in einer Therapie erarbeitet wird und die kein Medikament der Welt bewerkstelligen kann:
Selbstständigkeit als erstrebenswert empfinden lernen, Vertrauen in eigene Fähigkeiten gewinnen und die Zuversicht zu spüren, dass der eigene Weg richtig ist, weil es MEIN Weg ist.
“Wenn ich nie herausfinden durfte wer ich bin, kann ich nicht wissen, wer ich sein will.”
Finden wir es gemeinsam heraus!