Trennung mit Kindern
Trennung mit Kindern - Eltern bleiben trotz Trennung
Für eine Beziehung braucht es zwei. Für eine Trennung reicht eine/r.
Bei einer Trennung mit Kindern müssen immer die Ängste aller Beteiligten gesehen und anerkannt werden. Haben Erwachsene die Trennung beschlossen, sind bereits viele Tränen vergossen, letzte Schuldzuweisungen – mit Worten oder Blicken – verteilt und viele Türen verschlossen.
So schmerzhaft dies für den/die Verlassene/n ist – die Verantwortung für das Wohlergehen der gemeinsamen Kinder bleibt bei beiden Elternteilen. Gerade dies stellt oft eine große Herausforderung dar, weil es in einer höchst emotionalen Situation schwierig ist, an jemand anderen zu denken – auch wenn es die eigenen Kinder sind.
Die Angst, die Kinder an den Ex-Partner zu verlieren
In den meisten Fällen sind Eltern nach der turbulenten Anfangszeit einer Trennung mit Kindern bemüht, rasch einen neuen “normalen” Alltag für ihre Kinder zu schaffen. Nachdem die wichtigsten organisatorischen Fragen geklärt sind, zB. wann die Kinder bei wem sind und wie das “Übergabe-Prozedere” abläuft, sehen sich Eltern mit einer neuen Welle an Gefühlen, Sorgen und großer beängstigender Ungewissheit konfrontiert:
“Was, wenn mein/e Ex nun doch die Hauptobsorge für die Kinder haben möchte? Wie gehe ich damit um, wenn mein/e Ex vor den Kindern schlecht über mich redet? Wie gehe ich damit um, wenn meine Kinder auf die “Manipulationen” meines/meiner Ex Partners/Partnerin “hereinfallen” und nichts mehr mit mir zu tun haben wollen? Sollte ich mir abfällige Bemerkungen den/die Ex betreffend vor meinen Kindern verkneifen oder Dinge “richtigstellen”? Und soll ich vor ihnen überhaupt so tun, als ob alles in Ordnung wäre, auch wenn es das nicht ist?”
ODER:
“Es tut mir weh, wenn die Kinder von dem tollen Wochenende, oder dem/der neuen Partnerin der/des Ex schwärmen. Was, wenn der/die neue Partner/in des/der Ex nicht nett zu meinen Kindern ist.
Dabei übersehen Eltern oft, dass Kinder auch von vielen Sorgen und Ängsten geplagt sind.
Trennung mit Kindern – Wie geht es den Kindern?
Die Angst, Mama oder Papa bei der Trennung zu verlieren
(Die folgenden Aussagen beziehen sich auf jenes Modell, bei dem die Kinder hauptsächlich bei der Mutter wohnen und den Vater nur am Wochenende oder tageweise sehen. Alle Aussagen gelten gleichwertig im jeweils umgekehrten Fall und sind hier nur exemplarisch angeführt.)
Was für Eltern nach einer ermüdenden und schmerzhaften Trennungsphase oft eine Erleichterung bedeutet, ist für Kinder nur schwer auszuhalten. Schließlich trennen sich die für sie aller wichtigsten Menschen auf der Welt voneinander und es ist für Kinder ungewiss, was das genau für sie bedeutet.
Trennung mit Kindern – Buhlen um die Liebe
Kurz nach der räumlichen – zunächst erleichternden Trennung – taucht häufig ein neues Problem auf: Das Buhlen um die Liebe der Kinder. Obsorge- und Besuchsrecht werden meist erst nach der räumlichen Trennung verhandelt und oft auch mittels zermürbender Gerichtstermine und nächtlichen Streitgesprächen am Telefon ausgetragen. Nicht selten werden Kinder zu unfreiwilligen Zeugen dieses Prozesses.
Trennungskinder stützen den schwächer wirkenden Elternteil
Werden Kinder nun – als erweiterte “Spielwiese” – ungeklärter Konflikte dazu benutzt (auch unbewusst), diese auszufechten, entstehen bei diesen Loyalitätskonflikte. Vor die Wahl gestellt, sich für ein Elternteil zu entscheiden, neigen Kinder dazu, eher das Elternteil zu unterstützen, welches (augenscheinlich) schwächer und bedürftiger wirkt. Dies sind oftmals die Mütter, auch wenn diese selbst die Trennung herbeigeführt haben. Schließlich bleiben Kinder meist bei der Mutter wohnen und sind so darauf bedacht, dass es ihr gut geht, da sie instinktiv wissen: Geht es der Mama gut, geht es auch mir gut.
Kinder wissen instinktiv, dass es unklug ist, sich gegen jenes Elternteil zu stellen, welches die “Hauptverantwortung” für sie trägt. Ganz nach dem Gesetz: “Beiße nicht die Hand, die dich füttert.
Unbenennbare Gefühle bei Trennungskindern
Dies soll Kindern keineswegs eine berechnende Absicht unterstellen. Vielmehr ist es eine natürliche, lebenserhaltende Reaktion und Überlebensstrategie, ausgelöst durch eine für sie existenzbedrohende Situation. Durften Kinder bisher zwei Menschen lieben und mit ihnen ihre Ängste, Sorgen und auch schöne Momente teilen, so werden diese nun (aus ihrer Sicht) dazu gezwungen, sich für einen zu entscheiden.
Wie äußern sich Trennungsängste bei Kindern?
Ohnmacht ist das zentrale Gefühl, das alle Kinder bei einer Trennung erleben. Das Gefühl von erzwungenem Liebesentzug, wenn ein Elternteil geht, kann bei Kindern Wut und Aggression auslösen, die sich dann gegen beide Elternteile in verschiedenen Formen richten kann.
Jüngere Kinder zeigen oft als unmittelbare Reaktion regressive Verhaltensweisen. Diese sind: Ängstlichkeit, Weinerlichkeit, gesteigerte Aggressivität und Trotzverhalten. Viele Kinder zeigen auch eine verstärkte Hemmung in ihrer Phantasie und im Verhalten, ein vermindertes Selbstwertgefühl, wachsende Traurigkeit, übermäßige Bedürftigkeit, bis hin zu neurotischen Symptomen (Tics).
Ältere Kinder reagieren ähnlich, zeigen jedoch zusätzlich Verhaltensänderungen wie z.B. mangelnde Konzentration, ausgeprägte Tagträume, Kontaktschwierigkeiten und verstärktes Suchen nach Nähe und Unterstützung von Bezugspersonen in Kindergarten oder Schule.
Psychosomatische Beschwerden wie Kopf- und Bauchschmerzen, treten vorwiegend dann auf, wenn negative Gefühle – beispielsweise Trauer oder Wut – nicht „erlaubt“ werden, oder wenn Kinder das Gefühl bekommen, gerade dadurch besondere Aufmerksamkeit zu erhalten oder/und Vater und Mutter dadurch wieder vereinen zu können. (Oft nehmen sich Eltern dann diesen Beschwerden vermeintlich wieder vereint an, indem sie Arztbesuche organisieren und gemeinsam wahrnehmen.)
Die Angst der Eltern, nicht mehr geliebt zu werden
Es gibt den Spruch: „Kinder sind dazu verdammt ihre Eltern zu lieben“. Auch wenn es gerade bei einer Trennung mit Kindern manchmal so aussieht, als ob das Kind einen Elternteil vorzieht, so sind es oft die Ängste der Eltern, die solche Situationen hervorrufen.
Nachfolgend einige typische Beispiele aus einem “Trennungs-Alltag”.
Kommen Ihnen manche der folgenden Situationen/Aussagen bekannt vor?
Trennung mit Kindern – Situationen aus einem schwierigen Alltag
- “Warum fragst du mich immer, wie es beim Papa/bei Mama war?”
- “Ich will nicht zum Papa, dort ist es langweilig/der macht nie, was ich will.”
- “Die Mama/der Papa hat gesagt, ich soll dir sagen, dass …”
- “Dir erzähl’ ich gar nix mehr – dann bist du immer wütend/traurig.”
- “Ich möchte nur noch bei dir wohnen.”
- “Ich möchte lieber bei Mama/Papa bleiben.”
- “Wenn du lieber bei mir wohnen willst, dann musst du das vor Gericht sagen.”
- “Erzähl ruhig nochmal vor der Oma, was du mir gerade vom Papa erzählt hast.”
- Wenn die Kinder beim Vater sind, sind sie für die Mutter immer erreichbar. Wenn der Vater die Kinder anruft oder ihnen schreibt, während sie bei der Mutter sind, dauert es oft Tage, bis eine Antwort kommt, oder es kommt gar nichts zurück.
- Der Mutter erzählen die Kinder alles, was sie in der gemeinsamen Zeit (z.B. Urlaub) mit dem Vater erlebt haben. Dem Vater erzählen sie hingegen kaum etwas von der Zeit, die sie bei der Mutter verbracht haben. (Dies hängt oft auch damit zusammen, dass die quantitativ kürzere Zeit mit dem Vater oft mit “Spaß-Events” verbunden ist, während die Mutter mit der alltäglichen Versorgung und Pflege weniger Zeit hat, außergewöhnliche Unternehmungen zu bieten.)
- Kinder wissen über finanzielle Vereinbarungen und Streitigkeiten der Eltern Bescheid.
- Kinder wissen über vergangene oder künftige Gerichtstermine Bescheid.
- Kinder lehnen neue Partner/innen und deren/dessen Kinder ab (Patchwork).
- Kinder lehnen es ab, im Auto des/der Ex-Partners/Partnerin mitzufahren, oder die neue Wohnung des Elternteils zu betreten, welches ausgezogen ist, weil dort Dinge des/der neuen Partner/Partnerin sind.
Was die Unsicherheit mit Kindern und Eltern macht
Mit den vorangegangenen Aussagen/Situationen finden sich Eltern und Kinder mitten im Spannungsfeld um ein Buhlen um Liebe und Aufmerksamkeit wieder. Und das gilt für alle Beteiligten. Erzählen die Kinder beispielsweise, wie toll es bei Papa war und wie lieb die neue Freundin ist, versetzt dies der Mutter oft einen Stich und sie hat Angst, die Kinder zu verlieren. Kinder spüren das meist instinktiv und werden vorsichtig in ihren Äußerungen. Erzählen sie hingegen, wie langweilig/öde/doof es bei Vater/Mutter war, wird daraufhin oft umgehend der vermeintlich „nachlässige“ und sich “nicht bemühende” Elternteil kontaktiert und muss sich rechtfertigen. Meist mit dem Ergebnis, dass Kinder sich entweder verschließen und nichts mehr erzählen oder beginnen die Eltern bewusst gegeneinander auszuspielen.
Trennung mit Kindern - Was können Eltern tun?
Schwerwiegende und langfristige Folgen bei einer Trennung mit Kindern lassen sich nur dann vermeiden, wenn Eltern mit ihren Kindern die Phasen der Trennung – und besonders die Zeit danach – gemeinsam und reif bewältigen. Kinder können diese Trauerarbeit nicht alleine leisten.
Konflikte vor den Kindern zu vermeiden und hierbei auf der Erwachsenenebene eine Einigkeit zu erzielen, bevor etwas mit den Kindern besprochen wird, schafft Klarheit für alle und erzeugt die nötige Sicherheit für Kinder. Gelingt es einmal nicht, den Konflikt ohne minderjähriges Publikum auszufechten, ist es wichtig, dass Kinder anschließend auch die Aussprache erleben und verstehen dürfen, dass Streit zum Leben dazu gehört, dass es aber auch hierbei Regeln gibt. – Diese gelten übrigens auch für Konflikte in aufrechten Paar-Beziehungen.
Loyalitätskonflikt bei Kindern
Ein Beispiel für die Hin- und Hergerissenheit eines Kindes in einem Loyalitätskonflikt:
Ein Kind äußert gegenüber dem Vater, dass es lieber bei ihm sein möchte und gegenüber der Mama, dass es lieber bei ihr bleiben möchte (schwerer Loyalitätskonflikt):
Unangemessene Reaktion:
„Ja, wenn du lieber bei mir bleiben willst, dann rede ich mit der Mama/dem Papa drüber, obwohl die/der das sicher nicht will!“ – Dies erzeugt Druck und stürzt das Kind in einen noch größeren Konflikt.
Angemessene Reaktion:
„Ich verstehe, dass dir der Papa/die Mama fehlt. Schau, du wohnst bei mir und den Papa/die Mama siehst du schon in 2 Tagen wieder. – Das wird sicher toll! Siehst du, da im Kalender zeichnen wir das gleich ein! Nur noch einmal schlafen!“ (Das Kind darf erleben, dass es beide Elternteile zur Verfügung hat und dass beide es lieben.)
Trennung mit Kindern – Gemeinsam Ängste überwinden
Veränderung ist immer schwierig, auch wenn es danach besser ist. Nach der Erleichterung, die nach der Trennung bei vielen einsetzt, tauchen bald neue Schwierigkeiten auf. Das verhält sich ähnlich, wie mit dem Eltern-Sein im Allgemeinen. Wer wusste schließlich wirklich, was auf einen zukommt, bevor man Mutter oder Vater wurde?
Das Leben war so viel leichter, als man einfach eine Beziehung beenden konnte, ohne auf gemeinsame Kinder Rücksicht nehmen zu müssen und ohne das sprichwörtliche “…bis der Tod uns scheidet”.
Glückliche Scheidungskinder – Geht das?
Die gute Nachricht:
Kindern, die eine Trennung erleben, geht es nach einer auch schwierigen Anpassungszeit von bis zu ca. zwei Jahren besser, als Kindern, die in konfliktreichen Familien mit unglücklichen Eltern aufwachsen.
Letztere Kinder sind sogar oft Schuldgefühlen ausgesetzt, da die Eltern vermeintlich (ausgesprochen oder nicht) nur “der Kinder wegen” so lange zusammengeblieben sind. Dies kann “Narben” bei Kindern hinterlassen, die im Erwachsenenalter nur mit großer Reflexionsfähigkeit und meist Therapie aufzuarbeiten sind. Außerdem lernen Kinder so, dass man in unglücklichen Beziehungen ausharren muss und nehmen dies – unbewusst gelernt – als Konzept in künftige Beziehungen mit.
Die anstrengende Nachricht:
Wird es Kindern ermöglicht, beide Elternteile gern zu haben und sich uneingeschränkt über die jeweilige gemeinsame Zeit freuen zu dürfen, kann ein Loyalitätskonflikt vermieden/aufgelöst werden. Dazu braucht es reife Erwachsene, die ihre eigene Beziehung zum/zur Ex-Partner/in, getrennt von der Beziehung zu ihren Kindern sehen, verstehen und leben können.
Kleiner Ratgeber für Eltern - Kinderrechte
Kinder müssen ihre Eltern lieb haben dürfen. Egal, was die Eltern voneinander halten.
- “Du darfst Mama und Papa lieb haben – auch wenn wir uns nicht mehr so mögen.”
- “Mama und Papa haben dich immer lieb! – Egal, was passiert.”
- Keine Konfliktaustragungen vor dem Kind! – Nicht das Kind hat sich getrennt.
- Kinder sind keine Entscheidungsträger, dürfen aber ihre Wünsche äußern. Die Entscheidungen treffen die Eltern gemeinsam.
- Jeder Elternteil steht gegenüber den Kindern hinter der Entscheidung, welche die Eltern gemeinsam getroffen haben.
- Vertrauen in die (Erziehungs-)Kompetenz des anderen Elternteils – jeder Elternteil erzieht anders, ist wichtig und wertvoll für sein Kind.
- Respektvoller, wertschätzender Umgang miteinander, vor allem vor den Kindern. – Dies schafft Vertrauen, da sie Ihre/n Ex-Partner/in schließlich einmal als Partner/in erwählt haben und Kinder nicht verstehen können, warum plötzlich alles an ihm/ihr schlecht sein soll.
- Neue Partner (der/des Ex Partners) als Ressource sehen und sich darüber freuen, dass es einen weiteren Menschen im Leben der Kinder gibt, den sie mögen dürfen, von dem sie gemocht werden, der für sie da ist.
- Kinder nicht manipulieren. Über den anderen Elternteil schlecht zu reden, verletzt Kinder mehr, als den/die Ex-Partner/in. Mama und Papa sollen geliebt werden dürfen.
Warum eine Trennung mit Kindern so schwierig ist
Ihre Partner-Beziehung hat sich verändert. Als Eltern bleibt es Ihre Pflicht, offene Themen und Konflikte nicht auf Distanz (Telefon, Email, SMS) fortzuführen, sondern Ihren Kindern vorzuleben, dass sich Beziehungen verändern, dass es in Ordnung ist und meistens sogar besser als vorher.
Dies zu begreifen gibt Kindern die Möglichkeit zu reifen und zu beziehungsfähigen Erwachsenen zu werden.
Wenn der/die Ex Partner/in nicht mitmacht?
Immer reif und reflektiert zu handeln ist im Alltag nicht immer einfach. Wir haben zu viele Kränkungen erlebt, tragen auch Verletzungen aus unserer Kindheit in uns und können deshalb nicht immer gelassen, oder “der Situation angemessen” reagieren.
Meist ist es ein Elternteil, der den Bedarf an psychologischer Behandlung für sein Kind zu Erkennen glaubt, sollten belastende Symptome auftauchen. Selten gönnen sich jedoch Eltern (gemeinsam oder einzeln) ein erleichterndes Gespräch bei einer/einem Psycholog:in. Schließlich sind in der eigenen Welt alle Entschlüsse durchdacht, logisch nachvollziehbar und der/die Andere trägt den Hauptteil der Schuld.
Ein gemeinsames “Ausreden” und Übereinkommen eines für alle Seiten lebenswerten und verbindlichen Alltags macht jedoch Sinn.
Ein Elternteil alleine, mit dem Wunsch nach professioneller Unterstützung ist jedoch oft ausreichend, um eine Verbesserung der Situation anzustoßen. Jede Veränderung die Sie wagen, zieht unausweichlich Reaktionen Ihres Umfeldes mit sich.
Alles, was Sie verändern, verändert Ihr Umfeld mit.
Der erste Schritt
Gerne können wir einen Termin zum Thema Trennung mit Kindern vereinbaren. Ich biete Ihnen einen neutralen Blick auf das Geschehene, professionelle Unterstützung durch Perspektivenwechsel und das gemeinsame Erarbeiten von speziell für Ihre Familiensituation passenden Strategien. Dazu braucht es oft weniger, als Sie denken. Ich bin für Sie da, ob Sie als Mama, Papa oder als Eltern kommen!